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Altiplano - das Hochland

Zwischen den beiden Andenkordilleren erstreckt sich auf einer durchschnitt- lichen Höhe von 3.800 m das Hochtplateau des Altiplano. Die Fläche beträgt ca. 200.000 km². Fährt man von Sucre auf die Andenketten zu, ragen die Berge auf eine Höhe von über 6.000 m vor einem auf - fast wie eine unbezwingbare Wand. Der Anblick der schneebdeckten Berge vor dem stahlblauen Himmel ist überwältigend, die Weite der Landschaft kaum auf Bildern wiederzugeben.

1WegAnden
2Braun

Der Weg auf das Altiplano schlängelt sich durch verschiedene Täler hindurch, abenteuerliche Brückenkonstruktionen werden überfahren. Immer mehr herrscht die Farbe Braun vor - in allen Variationen. Flußtäler, die im Augenblick nur wenig Wasser führen, machen deutlich, wieviel Gewalt hier dieses Element haben kann.

3WegKaktusEin altes, rostiges Schild dient als Wegweiser für die Straße von Potosi nach Uyuni. Zuvor allerdings habe ich in Potosi noch ein Problem mit dem Geländewagen: Obwohl er vollgetankt ist, wird er bergauf immer langsamer, dann geht der Motor ganz aus. Nach einiger Standzeit geht es wieder - bis sich alles wiederholt. Als ich verzweifelt auf den Motor blicke, hält ein junger Mann, der sich als motorenkundig ausgiebt. Er bringt den Toyota wieder in Gang und begleitet mich zu seinem Haus. Dort reinigt er den Vergaser, werkelt noch an einigen Dinge herum und läßt sich alles ganz gut bezahlen. Wie sich dann herausstellt, ist er eher geschäfts- tüchtig als motorenkundig ... Langsam neigt sich der Tag dem Abend zu. Eigentlich wollte ich schon lange Richtung Uyuni unterwegs sein, aber die Panne hat mich aufgehalten. Das Abendlicht gibt allem seinen besonderen Reiz. Die bis zu zwei Meter hohen Kakteen leuchten im Licht der tiefstehenden Sonne. “Es sind ja nur ca. 120 km” denke ich.

4DorfBraun

Doch dann geht die Sonne unter. Die Berge und die Wolken dahinter werden in wunderschöne Farben getaucht. Es wird langsam kalt in einer Höhe von über 4.000 m

6BergUnterg

Mit dem Geländewagen fahre ich durch die Nacht ein Stück vom Weg ab, so daß weder das Auto noch das Zelt, das ich aufbaue, von der Straße aus zu sehen sind. Es wird langsam immer kälter.

Doch der Weg wird immer schwieriger - aber auch beeindruckender. Ein Dorf ist mit seinen Lehmhäusern kaum aus der umgebenden Landschaft herauszu- kennen. Immer weiter steigt die Straße an, noch läuft der Motor ganz gut.

5BergBraun
7ÜbernZelt

Dann, nach dem Abendessen, krabble ich nochmals aus dem Zelt. Es bietet sich mir ein Naturerlebnis, das ich nie vergessen werde und mir fast immer noch so greifbar in meinen Erinnerungen vor Augen steht, wie ich es damals erlebe: Es ist völlig still - kein Wind regt sich, keine Menschenseele um mich herum, nichts ist zu hören. Über mir tut sich ein gewaltiger Anblick auf - ein Sternenhimmel, so deutlich und klar, so nahe, so dicht, wie ich ihn seither nie wieder gesehen habe. Die Luft ist durch die Trockenheit der Wüste und die Höhe so klar, daß ich fast meine, mitten in den Sternen zu stehen. Kein Licht einer Lampe trübt den Blick - unvergesslich.

Die Nacht allerdings ist bitterkalt. Es gefriert sogar das Wasser in den Flaschen im Zelt. Nachdem in Potosi der Kerosinkocher gestohlen wurde, kommen am nächsten Morgen meine Kenntnisse aus dem heimischen Chemiekeller zum Tragen: Aus einem leeren Marmeladenglas und einem Papiertaschentuch wird ein Spiritusbrenner gebaut, den Alkohol habe ich noch in Potosi gekauft. Aus drei in den Boden eingedrückten Zelthäringen entsteht ein Dreibein, auf dem der Wassertopf Platz findet. Ein Windschutz aus Kanistern dazu - und allmählich wird das Wasser heiß.

8kaktusVulkan

Der weitere Weg ist mühsam, die Kilometer ziehen sich hin. Dann beginne ich zu spüren: Bergauf zieht der Motor nicht mehr richtig. Wenn hier das Fahrzeug ausfällt - in dieser Einsamkeit, in der ich den ganzen Tag noch keinem anderen Fahrzeug begegnet bin?
Die Landschaft mit ihren immer neuen Formen und Farben lenkt mich schnell ab. Das Braun weicht auf einmal einem Rot und Grau der Felsen und Steine. Die Kakteen werden immer größer und verzweigter, oft 4-5 m hoch.

9BaumVulkan

Dann stelle ich das Fahrzeug ab und beschließe, einen Berg zu besteigen. Es sieht eigentlich ganz einfach aus, aber ich habe die Dimensionen unterschätzt. Was aussah wie kleine Steine, auf denen man gut gehen kann, entpuppt sich als größere Felsbrocken. Es gibt keinen Alpenverein, der einen Weg vorbereitet hätte. Mühsam geht es aufwärts, die dünne Luft in über 4.000 m Höhe bin schon gut gewöhnt. Der Boden ist über und über mit winzigen Kakteen bedeckt - nur nicht ausrutschen!

11KaktusBlüh
10KaktusBerg

Nach einigen hundert Höhenmetern sehe ich ein, daß die Gipfel, die ich ereichen wollte, immer noch in weiter Ferne liegen. Ich setze mich nieder und mache Brotzeit. Vor mir liegen die Anden und ein Ausblick über viele Kilometer!
Ich merke aber auch, wie die Höhe, die trockene Luft und vor allem die UV-Strahlung ihren Tribut fordern. Zum Trinken und Essen habe ich genügend dabei, aber nichts, um die Lippen zu pflegen. Sie werden so rissig, daß jeder Bissen beim Essen schmerzt.

14AndCondor

Auf dem Weg nach oben gibt es immer wieder verschiedene Katkeen. Bisher war ich einen solchen Anblick nur aus Treibhäusern gewohnt. Und hier wächst alles noch viel größer und fülliger!

12KaktusRot

An einer über 5 m hohen Kaktee vorbei öffnet sich der Blick hinunter ins Tal.

13AndenBersicht

Über einen kleinen Umweg beginne ich den Rückweg und freue mich über einen Vogel, der vor der Kulisse der Anden kreuzt. Erst als er näher kommt, erkenne ich die Größe und die Spannweite, es müssen über 2 m sein! Es gibt wohl nur eine Möglichkeit: einer der seltenen Condore!

Auf einmal gesellt sich zu dem einen Vogel noch ein zweiter dazu. Und sie fliegen nicht davon, sondern kommen immer näher zu mir - als ob sie sich für mich interessieren. Sie spielen mit dem Aufwind, ohne Flügelschlag bewegen sie sich auf mich zu . bis sie schließlich nur 3 oder 4 Meter über mir sind und mich neugierig anblicken! Jetzt merke ich, wie riesig diese Tiere sind! Nach einigen Minuten verlieren sie ihr Interesse an mir und entfernen sich langsam.

15CondorGroß

Nach den großartigen Erlebnissen hat mich schnell die Wirklichkeit wieder: Der Toyota fährt bergauf nur noch immer kürzere Strecken - einen Kilometer, dann Halt, Motor aus, warten, Motor an, dann nur noch 500 m. Ich bekomme Bedenken, wie lange der Anlasser dieses Spiel mitmachen wird. Und immer noch habe ich den ganzen Tag kein Auto gesehen. Allmählich geht es bergab Richtung Uyuni.

In Uyuni - es besteht aus einer Hauptstraße und einigen staubigen Nebensträßchen - mache ich mich auf die Suche nach einer “Werkstatt”. Ohne spanisch zu können muß ich eine Werkstatt finden und dort mein Problem erklären! Schnell schaue ich einige Wörter im Wörterbuch nach. Dann sehe ich durch ein offenes Tor einen älteren Mann im ölverschmierten Overall, der an schrottreifen Autos bastelt. Ich versuche ihm mein Problem zu erklären. Er schickt mich einige Häuser weiter. Mein Auto sei zu nobel für ihn, da wäre jemand, der mit so teueren Autos umgehen könne. Ich klopfe am Tor, ein Mann im Overall öffnet mir, ich schildere ihm in einfahcsten Worten mein Problem. Und er versteht! “Der Benzinfilter!” mein er. Ich versuche heruaszubekommen, ob er irgendwo einen neuen bekommen könne, meine Hoffnung ist allerdings hier in dieser Gegend nicht so groß. Er meint dann nur, ich solle warten, vielleicht ließe sich etwas machen. Eine halbe Stunde später taucht er mit einem neuen, originalverpackten Benzinfilter wieder auf! Er baut ihn ein - und der Geländewagen läuift wieder bestens . einstweilen.

Weil es spät ist, kann ich nicht mehr weiterfahren. Dort will ich ein Hotelzimmer suchen. Im Hotel von Uyuni stehe ich an der Rezeption und habe nach einem Zimmer mit Bad gefragt. Da öffnet sich Türe - und eine Touristengruppe kommt herein, ca. 20 Personen, sie rufen laut, schleppen Alu.Koffer herein mit Lebensmitteln, drängeln sich um die Rezeption. Nach der Ruhe im Hochland ist es fast ein Schock für mich. Ich ergreife die Flucht und verlasse das Hotel. Also schlage ich ein Stück außerhalb von Uyuni mitten auf einer weiten Fläche mein Zelt auf. Uyuni ist gefürchtet wegen der großen Kälte in der Nacht ...
 

20UyuniAutoIch mache mich weiter auf den Weg, um an den Salar der Uyuni zu kommen. Er ist mit einer Fläche von 9000 km² einer größten Salzseen der Erde. Es ist ein Anblick, der fast die Augen schmerzt: unten das Weiß des Salzes, oben der strahlend blaue Himmel. Die Salzdecke des Sees trägt an den meisten Stellen sogar LKW´s, wenn man auf den richtigen Spuren bleibt. Im Inneren des Sees gibt es ein “Hotel”, das aus Salzsteinen gebaut ist.

Das Salz wird in der Zwischenzeit an einigen Stellen von hauptsächlich amerikanischen Konzernen industriell abgebaut. Damit ist auch dieser See in großer Gefahr.

Für mich zeigt sich ein anderes Problem - wieder mit dem Fahrzeug. Diesmal ist es nicht der Motor. Die Kupplung fällt immer weiter durch, die Gänge lassen sich immer schwerer einlegen. Dies läßt mir keine Ruhe, so fahre ich weiter und hoffe auf eine Werkstatt. Allmählich funktioniert die Kupplung gar nicht mehr. Ich muß über 100 km ohne Kupplung, teilweise bei sehr schweren Wegbedingungen, fahren. Zum Glück hat mein Vater mir einmal das Schalten mit Zwischengas beigebracht. So kann ich - wenn auch mit manchem Knirschen des Getriebes - doch wenigstens die Gänge wechseln. Nur stehenbleiben sollte ich nach21UyuniWeit Möglichkeit nicht! Dann liegt ein Dorf vor mir. Es sieht völlig verschlafen aus, niemand ist auf der Straße, alle Häuser sind verschlossen. Da ich nicht anhalten will, kurve ich langsam die Straße durch das Dorf hinauf und dann wieder zurück, auf der Suche nach etwas wie einer Werkstatt - nichts! Was tun? Weiterfahren? Ich biege in eine kleine Gasse ein und halte schließlich auf einem kleinen Platz. Schnell werde ich von mehren Männern umringt. Ich frage nach einem Telefon. Sie erklären mir, daß das Telefon im Gemeindehaus ist, und in zwei Stunden wäre auch jemand da, so daß ich mit meiner Autovermnietung telefonieren könne. Während ich warte, fragen alle nach meinem Problem. Als ich zur Vorbereitung meiner Fahrt ein wenig spanisch zu lernen versuchte, kam dabei auch das Wort für Kupplung vor. Ich dachte damals: “Wie unnütz, so etwas brauchst du doch eh nie!” Das war eine Täuschung! Die Männer um mich herum beraten miteinander. Schließlich beschließen sie, einen älteren Mann zu holen, gleich in einem Haus nebenan. Er würde sich da auskennen. Sie klopfen, eine älterer Mann öffnet, aus den Diskussionen ist herauszuhören, daß seine Frau wohl nicht wolle, daß er hilft. Erst als klar wird, daß es bei einem Europäer sicher Geld zu verdienen gäbe, darf er sich auf den Weg machen. Zielsicher findet er die Ursache des Problems, erkennt auch am Geruch, daß die fehlende Kupplungsflüssigkeit ein spezielles Hydrauliköl ist, und holt - zu meiner größten Überraschung - in diesem Bergdorf “hinter der Welt” eine Dose mit der entsprechenden Hydraulikflüssigkeit hervor. Sie wird eingefüllt, den Rest kaufe ich als Reserve ab - und der Toyota fährt wieder!

Durch diese Panne habe ich wieder Zeit verloren. Also steht nochmals eine Übernachtung im Hochland an! Ich suche nach einer geschützten Stell und fahre über die ebene Sandfläche von der Straße weg. Zwischen Felsen findet sich ein wunderschön geschütztes Tal. Kein Wind, keine Sicht von außen - alles ist perfekt. Ich baue das Zelt auf und genieße den Abend. Es wird wieder eine kalte Nacht - wieder ist das Wasser eingefroren, und auch mir ist kalt.
Am Morgen schrecke ich auf. Was war das für ein Geräusch? Hat da jemand neben dem Zelt geschnauft? Ich öffne den Reißverschluß und schaue hinaus: Aus einiger Entfernung blickt mich ein Esel an!
Allmählich erwärmt die Sonne das Zelt - und schnell wird es unerträglich heiß. Vor dem Zelt frühstücke ich und genieße den Blick auf die umstehenden bizarren Felsformationen. Fast meine ich, eine Echse blickt mich an ...

19FelsBiz2
16ÜbernBiz
22StraßeRück

Dann setzte ich den Weg zurück nach La Paz fort. Vor Oruro biege ich von der Straße ab, um nochmals an den Uru-Uru-See zu gelangen und die Flamingos zu bewundern. In Oruro mache ich Station in dem Hotel, in dem ich schon auf dem Hinweg übernachtet habe. Ich merke auf einmal, wie müde ich bin. Ich kann mich kaum mehr auf den Beinen halten, um mir etwas zum Trinken zu besorgen. Dabei ist es gerade in dieser trockenen Höhenluft so notwendig. Um 20.00 Uhr bin ich auf dem Zimmer, lege mich auf das Bett und schlafe sofort ein. Die anstrengende Reise durch das Hochland und die kalten Nächten fordern Tribut. Ausgeruht geht es am nächsten Tag weiter zurück nach La Paz. Die Schotterstraße zieht sich endlos hin.

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23PazVerkehr

Die Rückkehr nach La Paz ist fast ein Schock: der Straßenverkehr, der Lärm, die Häuser, das Gewühl ...

Ich beziehe wieder mein Hotel, in dem man das alte Zimmer für mich reserviert hat. Irgendwie ist es schon fast ein Stück Heimat für mich.

24Schluß

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