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Nach Sucre

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Von La Paz aus geht es auf einer guten, aber eintönigen Straße Richtung Süden und Oruro. Die ausgetrocknete Landschaft ist in das warme Abendlicht getaucht.
Da wir mit einem eigenen Geländewagen unterwegs sind, können wir jetzt nach belieben anhalten. So ersteigen wir einen Hügel, auf dem eine Kapelle steht. Von dort bietet sich der Blick auf das Land rundum. Eselgras, das sogar zu hart zum verbrennen ist, prägt die Landschaft.

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In der Zwischenzeit haben wir uns auch an die Höhenluft in ca. 3.500 m gewöhnt. Trotzdem - beim Gehen berauf kommen wir immer noch schnell ins Schnaufen.

Am nächsten Morgen geht die Fahrt über holprige Psiten zum Uru-Uru-See. Je nach Wasserstand nimmt er eine riesige Fläche ein. Die Größenverhältnisse und die Weite des Sees sind auf einem Bild kaum wiederzugeben.

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Je weiter wir auf einer kaum zu erkennenden Piste Richtung See fahren, um so irrealer wird das Bild: Luftspiegelung täuschen uns, was nahe aussieht, ist weit weg. Die Landschaft scheint ohne Leben zu sein.

Doch dann taucht eine Fischerhütte auf, ein kleines Boot liegt an ihrem Rand. Und hinter der Hütte ist Wasser zu erkennen.

An der Hütte vorbei kommen wir zum salzigen Rand des Sees und können nun sehen, was den Uru-Uru-See berühmt macht: tausende der seltenen Jamesen-Flamingos, ein unglöaublich schöner Anblick.

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Auf den steinigen Hügeln am rande des See wachsen Katkeen und Dornengestrüpp. Die Luft ist extrem trocken und wird - trotz der Höhe - sehr schnell warm.

Vom See sind von hier aus nur kleine, salzige Reste zu sehen, an einigen Stellen grasen Lamas, die die salzigen Pflanzen vertragen.

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Wie um den irrealen Eindruck der Landschaft zu verstärken, stehen wir auf einmal mitten in einem Friedhof. Verrostete und verbogene Eisenkreuze zieren die Gräber, verwitterte Plastikblumen und verrostete Blechdosen waren einmal deren Zierde. Eine kleine Kapelle erhebt sich in der Landschaft.

Ich muß an den Spruch denken: Hier möchte ich nicht einmal begraben sein!

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Der Weg Richtung Potosi führt über ein Bahngleis -allerdings ohne einen Übergang, es ist lediglich ein wenig die Böschung aufgeschüttet. Am Bahngleis entlang zieht sich die ausgetrocknete und von einer weißen Salzschicht überzogene Erde. Auf dem Rückweg komme ich hier nochmals vorbei, wohl nachdem es geregnet hat. Alles ist aufgewicht und schmierig, ohne Allradantrieb wäre kein Durchkommen möglich gewesen.

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Mit dem Erreichen von Potosi verändert sich das Wetter. Regen und und Schnee zeigen uns, daß wir auf der Südhälfte der Erdkugel sind.

Die Geschichte Potosis ist eng mit dem Silber verbunden und all den schönen und schrecklichen Seiten, die dieses Edelmetall in sich birgt. Gegründet wurde Potosi 1545, kurz nachdem im nahegelegenen Berg Cerro Rico Silber gefunden wurde. Die Vorkommen waren so groß, daß die Minen zu den ertragreichsten der ganzen Welt wurden. Die Stadt liegt auf einer Höhe von 4.070 m und entwickelte sich bis zum 18. Jh. Zur größten und glitzerndstend Stadt in Südamerika. Im 17. Jh. Hatte Potosi mit 170.000 Einwohner mehr Bewohner als London, Paris oder New York. Aber mit dem Silber ist auch die große Tragik verbunden.

Die Casa Real de Moneda ist die alte Münzanstalt der spanischen Krone. Das Gebäude wurde zwischen 1753 und 1773 errichtet, um die kolonialen Silbermünzen direkt vor Ort prägen zu können. Heute ist darin ein Museum untergebracht, indem noch Prägestempel und Münzmaschinen aus der Kolonialzeit zu sehen sind. Ebenso gewinnt man in diesem Museum einen Einblick in die Mühsal und die Qualen, die die Menschen dort erleiden mußten. Millionen von Indios und später auch afrikanische Sklaven mußten in den Minen und bei der Gewinnung des Silbers Dienst tun. Sie starben alles sehr früh infolge von Arbeitsunfällen oder einer Staublunge, wenn sie in den Minen arbeiteten.

Noch gefährlicher war der Schmelz- und Reinigungsvorgang für das Silber. Hier wurde mit Quecksilber gearbeitet, dazu kamen große Hitze und verrauchte Luft. Indios hielten diese Arbeit nur so kurz aus, bevor sie starben, daß es nicht lohnte, sie auszubilden und einzusetzen. Deshalb wurden Sklaven aus Afrika gebracht, die widerstandsfähiger waren und länger arbeiten konnten. Der Reichtum der spanischen Krone stammte zum großen Teil aus der Silbermine in Potosi und war mit unzähligen Menschenleben bezahlt worden. Gegen Ende des 19. Jh. Ging die Ausbeute an Silber zurück und der Niedergang der Stadt setzte ein. Heute hat sich die Stadt wieder gefangen und erlebt einen leichten Aufschwung.

Das grinsende Gesicht in der Münzerei legt heute noch Zeugnis für die menschenverachtende Denkweise ab: Wo das Geld und das Silber klingen, da freut sich der Mensch! - so wird das Bild gedeutet. Und dabei wird das unendliche Leid von Millionen gestorbener Sklaven vergessesn.

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Die Altstadt von Potosi lädt zum Bummeln ein. Der Dom ist ein schlichtes Gebäude aus der Barockzeit. Eines der prächtigsten Gebäude aus der Blütezeit der spanischen Herrschaft wird heute als Bankgebäude benutzt.

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Die Kirche San Lorenzo fasziniert mit ihren außergewöhnlich kunstvollen Ornamenten im Mestizo-Stil. Ein kleiner Junge schließt uns freundlich die Türe zur Kirche auf. In ihrem Inneren ist sie gepflegt und sauber. Was ohne Geld machbar ist, wird getan.

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Eine Besichtigung des Bergwerkes von Potosi läßt uns erahnen, unter welchen Mühen die Menschen dort immer noch leben. Wir buchen eine Führung und finden uns am Morgen beim Reisebüro ein. Der Führer ist ein ehemaliger Minenarbeiter, der Englisch gelernt hat und dadurch aus dieser Arbeit herausgekommen ist. Zehn Personen werden in einen Kleinbus gepackt und mit dem Bus zur Mine im Cierro Rico gefahren. Auf dem Weg dorthin machen wir am Markt der Bergarbeiter halt. Der Führer bittet uns, für die Minenarbeiter etwas mitzubringen. Denn diese müssen ihre Arbeitsmittel, etwa Carbit, Feuerzeug, Zündschnüre oder Dynamit selber bezahlen. So kaufen wir ein: Dynamit, die Zündschnüre und Zündkapseln, dazu Feuerzeuge, manche etwas Alkohol und Trinkwasser. Es ist dann bei der Weiterfahrt ein merkwürdiges gefühl: Wir sitzen im Kleinbus und halten Dynamitstangen und Zünder in unseren Händen ...


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Auf dem Berg angekommen, halten wir im Lager der Bergarbeiter. Wir sehen die winzigen und überfüllten Hütten der Bergarbeiter, in denen sie unter der Woche wohnen, ebenso den Schlamm und Schmutz, der sie umgibt. Wir Touristen bieten ihnen eine kleine Abwechslung - eine Schneeballschlacht entbrennt!

Dann werden wir mit den Utensilien für die Besichtigung ausgerüstet: Gummistiefel, ein Helm und eine Carbit-Lampe, die müde leuchtet.

Die Besichtigung kann21PotCarb ist Abenteuer und Anlaß zum Nachdenken zugleich. Abenteuer, weil die Wege teilweise sehr gefährlich sind: Holzleitern mit abgebrochenen Sprossen, bis zu 500 m tiefe Schächte, an denen wir auf 30-40 cm breiten breiten Wegen vorbeigehen. Immer wieder warnt uns der Führer: Vorsicht, nicht hininterfallen! Es geht bis zu 500 m senkrecht hinab! Und dann passiert es ausgerechnet mir: Bei Hinabsteigen von einer Leiter sehe ich den Boden nicht, weil die Flamme meiner Carbid-Lampe nicht größer als die eines Streicholzes ist. Ist verfehle den 30 cm breiten Weg - und stürze in einen Schacht hinunter. Doch zum meinem Glück: Der Schacht ist verfüllt, nach drei oder vier Metern ist Schluß. Der Führer, der mich festhalten will, rutscht ebenso hinunter. Oben steht der Rest der Gruppe und ruft hinunter, ob wir noch da sind! Ja, wir sind noch da. Wir sammeln unsere Helme ein und klettern wieder nach oben. Es scheint nicht viel passiert. Allerdings: Mein Fotoapparat geht nicht mehr! Draußen stelle ich außerdem einige kleine Schrammen am Scheinbein fest, einige Narben erinnern mich heute noch an den Absturz.

Zum Nachdenken bringt die Führung, wenn man dort die Arbeitsbedingungen sieht: Ab 14 Jahren dürfen die Jugendlichen dort arbeiten. Alles ist reine Handarbeit. Die jüngsten Arbeiter, eben die Jugendlichen ab 14 Jahren, tragen Kunstoffsäcke mit dem Gestein in den Schächten nach oben und schütten diese dann in beritstehende Hunte. Der Schacht, in dem unserer Führer auf dem Bild zu sehen i22PotSchachtst, ist noch recht gut ausgebaut. Das Gewicht der Säcke beträgt 30-40 kg. Die Jungen haben nur ausgetretene Turnschuhe an, der Weg wird mit den Carbid-Lampen matt erleuchtet. Die Temperaturen betragen wischen 38° und 42°, dazu gibt das Gestein giftige Gase ab. Um diese Arbeit auszuhalten, beginnen die Arbeiter, auch schon die Jugendlichen, eine halbe Stunde vor Arbeitsbeginn mit dem Kauen von Kokablättern zusammen mit einem Katalysator. Dabei wird dann Kokain freigesetzt, das Hunger, Schmerz und Müdigkeit nicht spüren läßt. So rennen die Jugendlichen mit ihrer scheren Last die Schächte nach oben. Einmal stößt einer auch mit einem Mitglied unserer Gruppe zusammen, weil er in dieser Betäubung nicht mehr richtig gesehen hat. Nach ca. 3 Stunden läßt die Wirkung der Kokablätter nach, es wird eine Pause gemacht, bis die frischen Kokablätter zu wirken beginnen. Nach einigen Jahren der Arbeit als Träger können sie dann “aufsteigen” und die Hunte schieben und ziehen, eine sehr gefährliche Arbeit. Die Hunte sind mit einigen Tonnen Stein beladen und werden vorne von zwei Personen an Seilen gezogen und hinten von zwei Personen geschoben. Rutscht einer von denen aus, die den Hunt ziehen, wird er oft vom Hunt überfahren, dabei schwer verletzt, Gleider abgetrennt oder er soigar getötet. Denn Bremsen hat der Hunt nicht, damit kann er auch nicht schnell zum Stehen gebracht werden. Nach einiger Zeit kann man zum hauer aufsteigen, die das gestein mit Hacke, Meißel und Hammer aus dem Fels schlagen. Wer lange genug im Geschäft ist, darf schließlich auch mit Sprengstoff umgehen und mit Dynamitstangen den Felsen lockern. Immer wieder war während unserer Besichtigung das dumpfe Grollen von Explosionen zu hören. Die Lebenserwartung eines Berarbeiters beträgt ca. 45 Jahre durch diese unmenschlichen Arbeitsbedingungen, der Tageslohn etwa für einen Träger ca. 3 €.

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Der Cierro Rico - ein wunderschöner Berg,
der kaum erahnen läßt, was sich im Inneren abspielt.

Nach der Kälte in Potosi und dem Aufenthalt im Bergwerk ist die Stadt Sucre eine wahre Erholung.

1538 wurde die Hauptstadt Boliviens, Sucre, gegründet. Sie liegt nur auf 2.790 m und hat ein sehr angenehmes Klima. Ursprünglich hieß die Stadt Ciudad de La Plata de Nuevo Toledo, wurde dann später benannt nach General Sucre, der von hier aus 1809 den Kampf um die Unabhängigkeit startete. Heute ist keine Regierung mehr hier, nur noch der Oberste Gerichtshof ist geblieben.

Sucre ist eine sehr gepflegte Stadt mit einem schönen Marktplatz, alten Häusern und auch - vergleichseise - guten Restaurants. Gerade wenn man Magen-Darm-Probleme nach schlechtem Essen überstanden hat, weiß man dies zu schätzen.

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Bei einem Bummel durch die Stadt beindrucken mich die Kirchen mit ihren Türmen und die alten Häuser im Kolonialstil. Es ist eine entspannte und freundliche Atmosphäre in der Stadt. Palme verzieren die Plätze, Schnee fällt so gut wie nie. Unterkunft haben wir in einem kleinen Privathaus gefunden, eine freundliche Hausfrau versorgte uns mit Frühstück. Diese Erholung war nach den Anstrengungen von Potosi auch dringend notwendig.

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