Banner Bolivien Kopie
[Bolivien] [Reiseinformationen] [Karte] [La Paz] [Umgebung] [nach Sucre] [Altiplano] [Impressum] [Datenschutz]

Bolivien - herbe Schönheit

Eine Reise nach Bolivien ist aus verschiedenen Gründen nicht einfach - aber trotzdem unglaublich schön und bereichernd. Schwierig ist die Reise - als individuell organisierte - schon allein wegen der schlechten Infrastruktur des Landes. Was bei uns leicht verfügbar ist, etwa Mietwagen, Hotels oder Ärzte, ist dort alles ein wenig komplizierter. Schwierig ist es aber auch für mich gewesen, der Armut dort zu begegnen und hilflos zu sein. Als Tourist kann man das Land wieder verlassen und in den Wohlstand zurückkehren, die Menschen dort bleiben in der weit verbreiteten Armut und Not zurück.

Land und Bevölkerung:

Bolivien ist ca. 1,1 Mio qkm groß und hat ca. 8,51 Mio Einwohner. Die Bevölkerungsdichte beträgt etwa 7,8 Einwohner pro qkm. Etwa 60% der Bolivianer leben in Städten, ca. 1 Mio in der größten Stadt La Paz. Die Lebenserwartung beträgt für Männer 58 und für Frauen 61 Jahre. Weite Teile der Bevölkerung können nicht lesen und schreiben.

Die Bevölkerung setzt sich aus verschiedenen ethnischen Gruppe zusammen:
Ketschua: 30%
Aymarà: 25%
Mestizen: 25-30%
Europäer: 5-15%

Amtssprachen sind Spanisch, Ketschua und Aymarà.

Zwischen den einzelnen ethnischen Gruppen gibt es immer wieder starke Spannungen. Besonders die Ketschua sind an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Bildung und hoher Lebensstandard sind fast nur der europäischen (spanischstämmigen) Bevölkerungsschicht vorbehalten.

Die Kleidung in Bolivien variiert je nach ethnischer Zugehörigkeit. Einige Frauen kleiden sich mit einer Pollera (ein sehr weitgeschnittener, farbenprächtiger Rock). Die Frauen in ländlichen Gebieten tragen bisweilen eine Pollera mit einer Manta (Umhängetuch). Nicht selten sind auch Hüte (kuppelförmige H5IndFrauüte mit schmaler Krempe), deren Aussehen von Region zu Region unterschiedlich ist. Sie sind den Helmen der spanischen Eroberer nachempfunden. Frauen flechten ihr Haar häufig zu Zöpfen. Einige indianische Ureinwohner stellen ihre eigene Kleidung aus Wolle her. Dabei dominieren die Farben Rot, Schwarz und Weiß. Die Männer tragen hier häufig wadenlange Hosen, ein Hemd und einen dicken Ledergürtel, oftmals auch einen Poncho und einen Hut.

Die Bevölkerung ist meist sehr freundlich und hilfsbereit, man versucht zu helfen, auch wenn man eigentlich nichts weiß. Bei meiner Suche nach dem “Istituto Geografico Militar” half mir jeder Passant weiter - aber keiner wußte wirklich, wo es war, so daß ich an allen möglichen Stellen herauskam, nur nicht dort.

Essen und Trinken:

Hier gibt es viele Dinge für einen Europäer zu entdecken. Am häufigsten angeboten und nahezu überall erhältlich ist Huhn in allen Varianten: als Suppe, gegrillt, gekocht ... Auch Lamafleisch lohnt einen Versuch. Als Beilagen gibt es fast immer Pommes und Reis, aber auch alle möglichen Varianten von Kartoffeln. Allein eine Aufzählung der verschiedenen Kartoffelsorten könnte Seiten füllen. Sie unterscheiden sich im Aussehen von lila über orange bis zinnoberrot, der Geschmack reicht von herb bis süß. Als Getränke gibt es Wasser und - was sonst auf der ganzen Welt? - Coca Cola.

Politik:

Bolivien ist eine präsidiale Republik. Hauptstadt ist nominell Sucre, de facto aber La Paz.  Bis zum 17.10.2003 wurde die Republik geleitet von Staats- u. Regierungschef Gonzalo Sánchez de Lozada. Nach zum Teil blutigen Protesten trat er am 17.10.2003 zurück, Nachfolger wurde am 18.10.2003 Mesa. Im Jahr 2006 folgte die Wahl von Evo Morales. Probleme bereitet vor allem die Politik mit Chile. Durch einen Krieg verlor Bolivien die Anbindung an den Südpazifik und versucht seither durch Verhandlungen, einen Korridor wiederzuerlangen.

Wirtschaft und Lebensbedingungen:

Bolivien zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Das Bruttosozialprodukt betrug im Jahr 2000 950 $ pro Einwohner (Deutschland: 23.560 $). Währung ist der Boliviano, 1 Bs = 100 Centavos.

Hauptfaktoren der Wirtschaft: Koka-Anbau mit ca. 15%, Bergbau und Landwirtschaft.

Vor allem in den abgelegenen Regionen des Landes gibt es kaum medizinische Versorgung, auf ca. 1500 Personen kommt ein Arzt, in Dtl. Sind es 380, oder die lebensnotwendigen Güter fehlen. Manche Gegenden sind sogar fast vergessen worden, so der Stamm der Tarabuco, zu erkennen an den weißen Filzhüten der Frauen, die de4Schuhputn Helmen der spanischen Soldaten nachempfunden sind. Oft sind Bettler zu sehen, Frauen, die den ganzen Tag und die Nacht auf der Straße verbringen, zum Schlafen nur eine Decke über den Kopf ziehen. Sie haben nichts, versuchen ma4Schuhputnchmal durch den Verkauf von einem Büschel Kamille zu Geld zu kommen. Es ist auch schwierig, zu etwas zu kommen, wenn man im Hinterland wohnt. Die nächste Stadt ist oft viele Kilometer weg. Die Anreise, um ein paar Kartoffeln zu verkaufen, dauert manchmal 10 - 12 Stunden, dann heißt es für die Frauen, vor ein paar Kartoffeln,, oft nur fünf bis zehn Stück, zu sitzen und zu warten. Medizinische Versorgung ist dann auch aus finanziellen Gründen kaum möglich. Außerdem gibt es im Hinterland kaum Ärzte. Nur 65 % der Landbevölkerung werden medizinisch versorgt, ca. 15 % der Bevölkerung haben sauberes Trinkwasser. 12,4 % der Kinder sterben vor Erreichen des 1. Lebensjahres. Während die Schulausbildung heute besser gesichert ist, gibt es immer noch Probleme mit dem Beruf. So bleibt oft schon Kindern nichts anderes übrig, als Schuhe zu putzen, und auch als Erwachsene werden sie noch nichts anderes machen. Dies war eine der deprimierendsten Erfahrungen, zu sehen, wie dort junge Menschen sind, die kaum eine Zukunft haben.

Landschaft und Klima:

Bolivien ist landschaftlich dreigeteilt. Es zählt zu den Andenstaaten. Die Gebirgsketten der Kordilleren ziehen sich durch den Westteil des Landes. Die Gebirgszüge der Westkordilleren und der Ostkordilleren umrahmen das über 3 500 m hoch gelegene Kernland Boliviens. Zwischen diesen Gebirgszügen liegt das ca. 3.500 m hoch gelegene Altiplano. Von den Gebirgszügen im Osten führen die Yungas, eine von tiefen Tälern durchzogene und stark bewaldete Region, hinunter in die Tiefebene des Amazonas. Im Altiplano befindet sich mit dem Titicacasee der am höchsten gelegene schiffbare See der Welt. Der Altiplano wird südwärts immer trockener.

Das Klima unterscheidet sich nach den Regionen. Im Tiefland ist es tropisch mit Durschnittstemperaturen um 26° C, im Altiplano liegen diese nur bei 8° C. Im Hochland gibt es Trocken- und Regenzeit.

Geschichte:

Die Geschichte Bolivien ist vor allem in der Zeit der Unabhängigkeit geprägt von Machtwechseln und Putschen. In 150 Jahren Unabhängigkeit gab es 200 Machtwechsel!

Zwischen 200 v. Chr. und 600 n. Chr. entstand das Zentrum des Königreiches Tiahuanaco im Altiplano, dem Hochland von Bolivien. Das Reich erstreckte sich bis zur Pazifikküste und über das Hochland des heutigen Peru. Nach dem Niedergang des Königreiches Tiahuanaco blieb das bolivianische Hochland vom Volk der Aymará besiedelt. Im 15. Jahrhundert wurde das Gebiet des heutigen Bolivien Teil des Inkareiches. Die Inkas brachten die Sprache Ketschua und ein neues Gesellschaftssystem.

1532 begann der tragische Teil der bolivianischen Geschichte. Die Spanier mit ihren Eroberungszügen erreichten Bolivien, 1538 war das heutige Bolivien vollständig in spanischer Hand. Unterdrückung und Versklavung der indianischen Bevölkerung war die Folge, ebenso die Ausbeutung der Bodenschätze des Landes. Potosi legt heute noch Zeugnis ab für diesen traurigen Teil der Geschichte. Die zahlreichen Aufstände, die im 18. Jahrhundert begannen, wurden stets niedergeschlagen. Erst 1809 konnte die Unabhängigkeitsbewegung in Ober-Peru erste Erfolge verzeichnen. Nach einem sechszehnjährigen Krieg erlangte das Gebiet am 6. August 1825 seine Unabhängigkeit und wurde nach seinem Befreier Simón Bolívar benannt.

Jahrzehntelang war die politische Lage im Land instabil. Ein Großteil des ehemaligen Staatsgebietes ging zwischen 1879 und 1935 in den Kriegen mit Chile, Brasilien und Paraguay verloren. Vor allem der Verlust der Küstenprovinz in Folge eines Krieges Ende des 19. Jhdts. hatte schwerwiegende Folgen. Bolivien hatte keine Anbindung an das Meer und damit auch keine gute Transportmöglichkeit für die Erze. In den fünfziger Jahren bemühte sich die Regierung um eine Verbesserung der Lebensbedingungen und eine Stabilisierung der politischen Verhältnisse im Land. Der Militärputsch von 1964 setzte den Reformen ein Ende. Ernest “CH” Guevara führte im Land einen Guerillakrieg, bis er 1967 getötet wurde. Die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich, die Inflation erreichte schwindelerregende Höhen (bis fast 12.000%), der Ruf nach Reformen wurde immer lauter. Erst 1985 beruhigte und stabilisierte sich das Land innenpolitisch. Víctor Paz Estenssoro wurde zum Präsidenten gewählt. Er senkte die Inflation und begann mit zahlreichen Reformen, etwa mit einer ausgedehnten Schul- und Gesundheitspolitik, die Früchte zeigte.

Immer wieder waren Präsidenten auch in den Rauschgifthandel verwickelt, so etwa General Luis Garcia Meza, der 1980 in einem blutigen Staatsstreich mit über 2.000 Toten die Macht übernahm, dessen Herrschaft aber 1982 unter dem Druck der Gewerkschaften und der desolaten Wirtschaft zusammenbrach.

Heute ist Bolivien zu stabileren Ländern zu zählen. Allerdings schlagen die Bemühungen weiter fehl, den Koka-Anbau zu beenden (nach Peru ist Bolivien der zweitgrößte Lieferant). Angesichts der enormen wirtschaftlichen Bedeutung und der Armut in der Landwirtschaft ist dies allerdings auch nicht verwunderlich.
 

:   Reiseinfos   >>>